Freitag, 4. Dezember 2009

Technologiekritik, Zukunftsangst und TED-Talks

Vor einiger Zeit brachte ich in kurz vermerkt den Link zum Artikel Mein Kopf kommt nicht mehr mit. Frank Schirrmacher stellte die wesentlichen Inhalte seines neuen Buches vor. Interessant ist hauptsächlich die erste Seite, in der er seine Ohnmacht prognostiziert der Informationsflut im Internet standzuhalten (ich bin mir sicher, er ist nicht der einzige dem es so geht). Er stellt eine leichte Ablenkbarkeit und Konzentrationsschwäche fest die, so seine Annahme, auch in der heutigen medialen Gesellschaft in der Form vorhanden ist. Ausgehend von diesem Zustand zeichnet er auf den weiteren Seiten des Artikels eine düstere Zukunft, falls wir uns nicht anpassen.

Der Artikel lässt mich nicht mehr los, denn ähnliche Befürchtungen äußerte bereits Foster in seiner Novelle The Machine Stops im Jahr 1909 (vgl. auch kurz vermerkt). Letztens sogar als Verfilmung im "Informatik und Ethik"-Seminar gesehen (in Form einer Episode der BBC-Serie "Out of the Unknown" aus den 60ern).

In diesem Zusammenhang stieß ich auf ein Interview von Johannes Kuhn mit dem Psychologen Peter Kruse, der den Thesen von Herrn Schirrmacher widerspricht (Prädikat: Lesenswert).

Und just heute las ich mir Standardsituationen der Technologiekritik von Kathrin Passig durch, ebenfalls ein sehr lesenswerter Artikel. Die Argumente welche Frau Passig innerhalb ihrer Kolumne als Technologiekritik identifizierte haben eine auffallende Ähnlichkeit mit denen im Artikel von Herrn Schirrmacher.

Ich finde alle genannten Beiträge für sich nicht falsch und durchaus diskussionwürdig. Im Kontext ergeben diese aber ein interessantes Gesamtbild. Auch muss ich feststellen, dass ich den sich wiederholenden Argumenten der Technologiekritik gerne erlegen bin. Jule wies mich z.B. auf the sixth sense hin, aber mal ehrlich: Wer braucht denn so einen vor die Brust gehangenen Beamer mit Internetanschluss?

Besides, wer noch die Zeit findet kann sich den TED-Talk how the internet enables intimacy von Stefana Broadbent anschauen (<10 min). Sie spricht ebenfalls über gesellschaftliche Veränderungen bzgl. der Förderung von Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen durch Netzwerke (Handy und Internet):

Wenigstens nutze ich meinen Hang zur Prokrastination ein wenig zur Weiterbildung (aber ob mir das soviel Erfolg in meinem Studium beschert?).

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Hi Tobi,

ich denke, niemand möchte wie Japaner mit einer Multi-Tool-Kamera durch die Welt ziehen. Aber das schöne: wir können es nun endlich machen! ;)

Ich denke, es geht weniger darum, ob wir es *jetzt* brauchen, sondern eher darum, dass es geht, es der Öffentlichkeit gezeigt wird und nun neue Anwendungsfälle kommen. Bsp: das taggen der Personen in deinem Blickfeld kann in der medAR-Welt erweitert werden zu intra-operativen Annotationen. Stell dir eine offene Hirn- oder Herz-OP vor.Mittlerweile werden während der Operation preoperative Daten eingeblendet. 1 dimensional, und einfarbig. Stell dir vor, es gäbe Annotationen und mehrere Farben so dass man Gewebetypen unterscheiden könnte! Das wäre toll.

Zu weiteren Technologien der Vergangenheit, und ich führe es gerne wieder an: K.I.T.T. (mich hat das Auto einfach damals so fasziniert!).
Kitt war ein Auto, designed für das Jahr 2000. Kitt bedeutet eigentlich "Knight Industries Two Thousand". Das Auto hatte Funktionen, bei denen mal damals noch gedacht hat: wie verrückt! Hier ein paar Beispiele:
- es sollte selbst denken und sprechen können. Welches neue Auto auf dem markt kommt heute noch ohne Navi? Mittlerweile ist die Software so weit, dass die Fahrweise des Fahrers oder gar Lieblingsrouten gelernt werden.
- Kitt sollte mit sämtlichen brennbaren Stoffen betankbar sein. Heutige Autos können auch auf Öl oder Gas-Basis fahren. Vor 20 Jahren in Forschung und Entwicklung bereits visionär erträumt, doch von der breiten gesellschaftlichen Masse vlt auch als verrückt/unmachbar erklärt.
- Kitt hatte zudem eine Molekularversiegelung bekommen,damit er robuster wird. Mittlerweile ist um das ganze Feld des Lackierens und dem Verbau von Stoffen eine eigene Wissenschaft entstanden. :)
Wie gesagt, es sind nur ein paar Beispiele.

Den Artikel von dem Herrn Schirrmacher (?) werd ich mir demnächst noch mal angucken.

LG aus LE,
Jule

Unknown hat gesagt…

> wir können es nun endlich machen! ;)
Genau: Weils geht! Für mich ist es auch oft genug der Grund den ein oder anderen Unsinn eben nicht zu unterlassen.
Darauf wollte ich aber bei der Vorstellung dieser Artikel aber gar nicht hinaus. Vielmehr ging es mir um den Betrachtungsgegenstand der Technologiekritik an sich (hier steht immer das Internet mehr oder weniger im Mittelpunkt, es ist aber durchaus allgemeiner anwendbar, wie es Frau Passig zeigt).
Frau Passig hatte in ihrem Artikel aber deutlich machen wollen, dass Technologiekritik immer in den gleichen Bahnen verläuft. Diese vorgestellten Haltungen und Argumente habe ich bei mir ebenfalls festgestellt, aber auch im Artikel von Herrn Schirrmacher. In einschlägiger Literatur fällt ebenso eine verstärkte Negativhaltung auf, z.B. Fosters "The Machine Stops". Das besondere aber ist, Herr Schirrmacher zeichnet eine ebenso düstere Zukunft wie Foster in seiner Novelle jedoch liegt die Veröffentlichung beider Werke liegt 100 Jahre auseinander (das wiederrum bestätigt die Argumentation von Frau Passig).
Genauso kann man eine übermässig positive Haltung und viel zu unkritische Haltung ggü neuen Technologien einnehmen. Das fällt gerne mal bei Hollywood-blockbustern oder drastischer in Serien wie Navy CIS, die CSI-Serien oder Ghost in the Shell auf (Gen-Datenbanken, Zugriff auf alle möglichen Kameraüberwachungssysteme, der schnelle Zugriff auf Telefondaten oder Bankdaten, etc.). Mir scheint manchmal, solche Serien sind nur dazu da um in der Bevölkerung eine Akzeptanz für solche Überwachungsszenarien, Rasterfahndungen u.ä. hervorzurufen. Dann fällt mir wieder ein, nee... Die Regisseure wollen nur die Plot-Holes füllen.
Eine kritische Betrachtung von Technologien ist immer notwendig, aber behält man im Auge welche Argumente Frau Passig identifiziert hat, kann die eigene Kritik konstruktiver zur Verbesserung von Technologie beitragen, statt dessen Verdammung.
Was dein K.I.T.T. betrifft... jaja, hab ich früher auch gerne geschaut. Halte ich aber dennoch für schlechte Sci-Fi.